Michelson Interferometer mit Ultraschallwellen
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An einem Interferometer überlagern sich die Ultraschallwellen in Abhängigkeit der Schirmposition konstruktiv oder destruktiv. Das Empfängersignal wird an einem Oszilloskop ausgewertet. Über den Abstand des Schirms zwischen zwei Interferenzpositionen wird die Wellenlänge und anschließend die Schallgeschwindigkeit berechnet. Durch den Versuch werden die Inhalte Amplitude, Wellenlänge und Schallgeschwindigkeit thematisiert.
Theoretische Zusammenfassung
Im grundlegendsten Aufbau ist das Michelson Interferometer ist als Messmethode für Längenänderungen bekannt. Die Messauflösung liegt bei Licht im Bereich einer halben Wellenlänge. Dabei wird ein Laserstrahl auf einen Strahlteiler gerichtet. Die beiden Laserstrahlen treffen jeweils auf einen Spiegel und werden dort reflektiert. Dabei ist ein Spiegel beweglich und der andere fest. Die reflektierten Lichtwellen treffen beim Strahlteiler wieder aufeinander und überlagern sich dort. Je nach Position des beweglichen Spiegels kommt es am Strahlteiler entweder zur konstruktive oder destruktive Interferenz. Auf einem Schirm ist dann das Interferenzbild zu sehen. Umso geringer die Wellenlänge des Lasers, desto sensitiver die Messung, denn mit der Verschiebung des beweglichen Spiegels kommt es im Abstand von abwechselnd zur konstruktiven und destruktiven Interferenz. Das bedeutet, dass sich der bewegliche Spiegel um
bewegt haben muss. Bei der Verwendung eines grünen Lasers mit einer Wellenlänge von kann durch ein Interferometer eine Positionsänderung von
am beweglichen Spiegel gemessen werden. Das Interferometer funktioniert nicht nur mit Licht, sondern mit jeder Art von Wellen. In diesem Fall werden Ultraschallwellen eingesetzt. Die Gleichung
erlaubt einen Zusammenhang zwischen Frequenz, Wellenlänge und Schallgeschwindigkeit. Durch die experimentelle Messung der Wellenlänge wird bei bekannter Frequenz die Schallgeschwindigkeit berechnet.
Didaktischer Rahmen
Fachdidaktische Zielsetzung
In Abhängigkeit der Klassenstufe sollen die Schülerinnen und Schüler (SuS) qualitative physikalische Größen unter Verwendung der Fachsprache beschreiben können. Bei diesem Experiment wird die Wellenlänge einer Ultraschallwelle gemessen und anschließend die Schallgeschwindigkeit berechnet. Neben dem korrekten Versuchsaufbau und Versuchsdurchführung müssen die Messergebnisse richtig interpretiert werden.
Nötige Vorkenntnisse
Für ein besseres Verständnis sollten bei diesem Experiment der Frequenzbegriff bereits geklärt sein. Auch der Frequenzgenerator sollte vor dem Experiment vorgestellt werden. Der für den Menschen hörbare Frequenzbereich ist bekannt und ab welchen Frequenzen von Ultraschall gesprochen wird. Bei der Darstellung mit einem Oszilloskop sollte auch der Begriff Amplitude bekannt sein und wie sich eine konstruktive bzw. destruktive Interferenz am Oszilloskop darstellt.
Mögliche Schülerschwierigkeiten
Bei einem Schülerexperiment können Probleme bei der Bedienung des Oszilloskopes auftreten. Bei einem Demonstrationsexperiement ist darauf zu achten, dass alle Schülerinnen und Schüler eine gute Sicht auf die Anzeige des Oszilloskopes haben. Vor der Versuchsdurchführung muss auf den Aufbau eines Interferometers eingegangen werden, damit die Lernenden die Messergebnisse richtig interpretieren können.
Schülervorstellungen, die hier relevant werden
Im kindlichen Alter gehen Schülerinnen und Schüler (SuS) oft davon aus, dass ein Ton als punktförmiges Teilchen durch den Raum fliegt und aus einem Körper (wie zum Beispiel einer Stimmgabel) herausgeschlagen wird. In den Klassen 7/8 sowie 11/12 besteht diese Vorstellung meistens nicht mehr. Den SuS ist bewusst, dass sich Schall wellenförmig ausbreitet. Bei der Ausbreitung von Schallwellen gehen SuS davon aus, dass sich höhere Frequenzen schneller fortbewegen als tiefere.[1]
Klassenstufe | Klasse 11/12 & 7/8 |
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Kategorie | Wellen & Akustik |
Einordnung in den Bildungsplan von BW | 3.4.4 (1) / 3.5.4 (1) / 3.6.4 (1) & 3.2.2 (1) |
Versuchsanleitung
Benötigtes Material
- • Frequenzgenerator
- • Oszilloskop
- • Aktive Lautsprecher (optional)
- • Ultraschallsender (UST-40T) und -empfänger (UST-40R) 40 kHz
- • Bohrplatte zum Aufbau eines Interferometers
- • Halterungen für Ultraschallsender und -empfänger, die kompatibel mit Bohrpatte sind
- • Halterungen für die beiden Schirme, die kompatibel mit Bohrpatte sind
Versuchsaufbau
- Schritt 1
- Zunächst wird das Interferometer aufgebaut. Der Ultraschallsender wird auf einen Strahlteiler gerichtet. Dafür wird ein Rahmen mit Frischhaltefolie bespannt und in einem Winkel von 45° zum Sender in der Mitte des Interferometers platziert.
- Schritt 2
- Die beiden aufgteilten Ultraschallwellen führen jeweils zu einem Schirm und werden dort reflektiert. Ein Schirm wird fest auf der Bohrplatte montiert, ein weiterer Schirm ist beweglich. Es ist darauf zu achten, dass die Positionsänderung des Schirm gemessen werden kann. Dazu eignet sich eine Schiene mit Millimeterskalierung.
- Schritt 3
- Die reflektierten Signale führen wieder zum Strahlteiler und überlagern sich dort. Der Ultraschallempfänger detektiert das Signal. Beim Aufbau des Interferometers ist darauf zu achten, dass alle Bauteile auf gleicher Höhe montiert werden.
- Schritt 4
- Der Ultraschallsender wird an den Frequenzgenerator angeschlossen und mit betrieben. Der Empfänger wird an ein Oszilloskop angeschlossen. Die Verwendung eines Lautsprechers ist optional und empfiehlt sich bei einer qualitativen Versuchsdurchführung.
- Schritt 5
- Neben der Berechnung der Schallgeschwindigkeit der Umgebungsluft kann auch die Schallgeschwindigkeit von Kohlenstoffdioxid mit kleinen Änderungen im Versuchsaufbau gemessen werden. Dazu wird das Interferometer in ein Aquarium gestellt und mit Kohlenstoffdioxid gefüllt. Eine Gaskartusche zum Aufsprudeln von Leitungswasser kann dazu verwendet werden.
- Hinweis
- Die Aufnahmen für den Ultraschallsender und -empfänger werden mit einem 3D Drucker angefertigt. Dadurch wird die Ausrichtung erleichtert und es wird sichergestellt, dass sich Sender und Empfänger auf gleicher Höhe befestigen. Der Aufbau des Interferometers muss präzise sein und darf sich während der Versuchsdurchführung nicht verstellen. Die Verwendung von Stativmaterial ist dafür ungeeignet. Bei dem hier beschriebenen Versuchsaufbau wird der Systembau der Firma ThorLabs verwendet.
Versuchsdurchführung
Für die Versuchsdurchführung muss zu Beginn festgelegt werden, ob die Positionen konstruktiver oder destruktiver Interferenz gemessen werden soll. Hier werden die Positonen konstruktiver Interferenz erfasst. Dazu wird der bewegliche Schirm nahe an den Strahlteiler geführt und die erste Position konstruktiver Interferenz ermittelt. Von dieser Startposition wird der Schirm kontinuierlich vom Strahlteiler weg bewegt und jede weitere Position konstruktiver Interferenz aufgeschrieben.
Optional kann der Versuch auch mit Lautsprechern betrieben werden. Dazu wird am Frequenzgenerator eine Amplitudenmodulation im hörbaren Frequenzbereich eingestellt. Ein Signalverstärker sorgt dafür, dass bei Positionen konstruktiver Interferenz ein Ton hörbar ist, während an den Positionen destruktiver Interferenz der Ton verstummt.
Die gleiche Messung kann auch mit Kohlenstoffdioxid als Umgebungsmedium durchgeführt werden. Dazu wird der Versuchsaufbau in ein Aquarium gestellt und mit Kohlenstoffdioxid geflutet.
Auswertung
Für die Auswertung werden die Positionen konstruktiver Interferenz an der skalierten Schiene abgelesen und die Wellenlänge berechnet. Die erste Position konstruktiver Interferenz ist bei zu finden. Die letzte Position ist . Zwischen der ersten und der letzten Messung liegen 30 Positionen konstruktiver Interferenz. Daraus folgt, dass alle
eine Position konstruktiver Interferenz gemessen wird.
Es muss berücksichtigt werden, dass die Positionsänderung des Schirm eine doppelte Änderung des Schallweges zur Folge hat. Der Abstand zwischen zwei Maxima (oder zwei Minima) entspricht eine Wellenlänge \lambda. Daraus folgt eine Wellenlänge von
Mit der berechneten Wellenlänge folgt eine Schallgeschwindigkeit in Luft von
Für Kohlenstoffdioxid als Ausbreitungsmedium wird eine Wellenlänge von gemessen. Daraus folgt eine Schallgeschwindigkeit von
Fehlerabschätzung
Mögliche Probleme und ihre Lösungen
- • Schülerinnen und Schüler können Schwierigkeiten dabei haben, warum Ultraschall nicht hörbar ist aber am Lautsprecher ein hörbarer Ton entsteht. Es ist darauf hinzuweisen, dass lediglich die eingestellte Modulation, also die einhüllende Frequenz, hörbar ist.
- • Bei einem Schülerexperiment können Probleme bei der Bedienung des Oszilloskopes auftreten. Bei einem Demonstrationsexperiement ist darauf zu achten, dass alle Schülerinnen und Schüler eine gute Sicht auf die Anzeige des Oszilloskopes haben.
- • Das Interferometer muss vorweg besprochen werden, damit der Schallweg von den Lernenden nachvollzogen werden kann.
Sicherheitshinweise
Verletzungsgefahr durch umkippende Versuchsaufbauten und sich lösende Teile. Durch den unsachgemäßen Gebrauch und/oder die Verwendung eines mangelhaften Geräts und/oder Anschlussleitung kann es zu lebensgefährlichen Körperströmen kommen. Von der Ultraschallquelle können Gefahren für Tiere ausgehen. Bei falscher Einstellung des Verstärkers und Lautsprechers können laute unangenehme Töne entstehen, welche Kopfschmerzen hervorrufen können.
Fotos
Literatur
- ↑ Schecker, Horst et. al. (2018): Schülervorstellungen und Physikunterricht. Springer Verlag.